Mittwoch, 10. April 2013

Firefly - „Der Aufmarsch der Nerds“


Selten gab es eine Serie, welche sich einer solchen Begeisterung erfreut, wie die Serie „Firefly – Der Aufbruch der Serenity“, mit welcher Joss Whedon (Buffy – Im Bann der Dämonen, The Avengers) im Jahr 2002 etwas geschaffen hat, mit dem zu damaliger Zeit wohl niemand gerechnet hätte. Schon als er dem Sender FOX damals das Konzept vorgestellt hatte, den wilden Westen ins Weltall zu übertragen, traf dieser Vorschlag auf wenig Gegenliebe. Nur widerwillig begann man mit der Produktion und schnell wurde an den Einschaltquoten klar, dass man dieses Format wieder einstampfen musste. Der Erfolg den sich Whedon versprach blieb leider aus und so brachte es die Serie nur auf 14 Folgen und später einen Kinofilm, der die Abenteuer um die Crew der Serenity beendete. Benannt wurde dieser Film nach eben jenem Raumschiff: „Serenity – Flucht in neue Welten“. Durch diesen erst rückte die Serie in den Fokus und hat das Interesse der Menschen geweckt. Immer mehr haben sich mit ihr beschäftigt und die Verkaufszahlen der DVDs, welche zuvor nur von eingefleischten Fans erworben wurden, schoss unweigerlich in die Höhe. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich, noch heute, immer mehr Menschen eine Wiederaufnahme der Serie wünschen und es immer wieder Petitionen gibt, welche den Sender dazu verleiten wollen, Joss Whedon für eine Fortsetzung an Land zu ziehen (z.B.: http://www.petitionspot.com/petitions/revivefirefly). Die Chance, dass dieses Vorhaben gelingt stehen an und für sich nicht einmal schlecht. Zum einen hat Nathan Fillion selbst schon versucht, die Rechte an dem Format zu erwerben, zum anderen findet sich die gesamte Crew auch immer wieder zusammen, um den Fans Rede und Antwort zu stehen. Zuletzt geschah dies 2012 auf der Comic-Con, auf welcher eine Pressekonferenz mit Drehbuchautor und Schauspielern abgehalten wurde. Außerdem verkündete Nathan Fillion in einem Interview, zu dem Online-Projekt „Dr. Horrible Sing-Along Blog“, dass er nur Whedons Namen auf dem Display gesehen habe und ihm Bereits seine Mitarbeit zusagte, bevor dieser Überhaupt zu Wort kam. Bei solch einer Vertrauensbasis wird er es sich sicher nicht zwei Mal sagen lassen, wieder in seine Rolle als Captain Malcom Reynolds zu schlüpfen.

Doch bevor wir uns hier komplett in Dingen verlieren, welche sich hinter den Kulissen abspielen, sollten wir uns erst einmal damit auseinandersetzen, worum es bei „Firefly“ überhaupt geht. Versetzt wird der Zuschauer hier in das 26. Jahrhundert. Mittlerweile ist die Zahl der Menschen soweit angestiegen, dass sie die Erde vollkommen verbraucht haben und diese nicht mehr ausreichend Ressourcen abwirft. Somit war die Menschheit genötig zu expandieren und sie verließen den Planeten, um in den Weiten des Alls eine neue Heimat zu finden. Diese fanden sie in einem anderen Planetensystem, dessen Welten sie mit sogenanntem Terraforming (Umformung eines Planeten in erdähnlichen Zustand) bewohnbar machten.
Einen wichtigen Bestandteil dieser neuen Welten bildet die „Allianz“, welche als kontrollierende Staatsmacht die Welten vereint. Somit sind sie die Machthaber in diesem Szenario. Einschnitte in das System der „Allianz“ gibt es dabei nur auf den äußeren Planeten, welche sich technisch noch im Aufbaustadium befinden. Nimmt man nun die beiden Faktoren „Gesetzloses Land“ und „Halbwegs bewohnbare Wüstenplaneten“ zusammen, so entsteht die ungewöhnliche Genre-Mischung zwischen Western und Science-Fiction. Ein optischer Mix von „Django“ mit „Star Wars“. Der Showdown mit der Laserpistole. Damit wohl eine so ungewöhnliche Mischung, dass sich damit vielleicht auch die Start-Schwierigkeiten erklären lassen.

Die Serie dreht sich hauptsächlich um die Crew des Raumschiffs „Serenity“ vom Typ Firefly, welche sich mit mehr oder weniger legalen Geschäften über Wasser hält und als Überbleibsel der Browncoats (Einer Gruppe, welche im Krieg gegen die „Allianz“ verloren hat und so mit ansehen musste, wie diese die Welten unter ihre Kontrolle brachten) durch das All treibt. Eine durchgängige Handlung ließ sich dabei auf die kurze Zeit jedoch kaum ausmachen. Natürlich gab es Anzeichen dafür, wie die flüchtige River Tam, deren Erlebnisse mit der „Allianz“ immer wieder thematisiert werden. Eine wichtige Rolle spielt sie auch soweit, als das die Serenity auf Grund ihrer Anwesenheit zu einer Gruppe von Gejagten wird. Alles in allem hat jede Folge jedoch auch ihre eigene Handlung und ist auch ohne das große Ganze leicht zu verstehen.
Die Faszination, welche von der Serie ausgeht, lässt sich jedoch nicht unbedingt in der Handlung als solche finden, sondern besonders in den großartigen Charakteren und deren Interaktion untereinander. Eigentlich ist für jeden was dabei. Zum einen wäre da der nach außen hart wirkende Captain Melcom Raynolds, verkörpert von Nathan Fillion (Castle), welcher nicht in der Lage ist sich eigene Fehler und Gefühle einzugestehen und so immer wieder Situationen erschafft, welche für Probleme und Leid sorgen. Aber auch Besetzungen wie Summer Glau (Terminator: The Sarah Conner Cronicles) als labile River Tam oder Adam Baldwin (Independence Day), der als Jayne Cobb versucht seine eigenen Ansichten durchzudrücken und sich mehr Kontrolle wünscht. Durch die vielen verschiedenen Charakter-Typen, welche alle mit Liebe für die Serie ausgewählt wurden, kommt es immer wieder zu Konflikten und unterhaltsamen Wendungen, welche einem nicht weniger Tränen in die Augen treiben, als die Bekanntgabe der Einstellung der Serie.

Weitere Merkmale für den Erfolg der Serie sind der eingängige Western-Soundtrack, dessen akustischen Laute wieder eine Brücke zum Sub-Genre schlagen und die innovativen gestalterischen Aspekte. Nicht nur das im Weltall alles ein bisschen verwackelt und unscharf wirkt, was der Wirklichkeit wohl ziemlich nahe kommt. Nein, auch im Bereich Soundeffekte wurde hier auf besonderen Realismus gesetzt. So gibt es bei Außenaufnahmen im Weltall grundlegend keine Geräuschkulisse, da aus physikalischer Sicht ein Trägermedium für den Schall fehlt. Diese Liebe für Details und die vollkommen neuen Stilmittel üben auf den Zuschauer eine Faszination aus, welche sich nur schwer in Worte fassen lässt. Erst ein wenig enttäuscht, von der wenig aufwändigen Darstellung, ist man wirklich begeistert, wenn einen dann trifft, was Whedon da getan hat.

Enttäuschend wird die Serie dann leider, wenn man auf das Ende zusteuert. Natürlich ist das etwas, dass man nicht den Machern anlasten kann, sondern einzig und allein denen, die das vernichtende Urteil gefällt haben, „Firefly“ aus dem Programm zu nehmen. Heute beißt sich dafür sicher so mancher in den Hintern und wünscht sich man hätte dieser Randerscheinung doch mehr Zeit gegeben, um aufzublühen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie sich irgendwann erweichen lassen und den Fans die ersehnte Fortsetzung liefern, welche dann auch endlich die offenen Fragen klären würde, die geblieben sind. So zum Beispiel die Vergangenheit von Shepherd Book, welcher immer wieder durch erstaunliches Know-How und Bedrohlichkeit auffällt, welche für einen Geistlichen doch mehr als ungewöhnlich ist, als härtestes Beispiel.


Firefly-Anspielung in der Serie "Castle"
Bis heute hat auch niemand aufgegeben, dass die Serenity noch einmal vor unseren Sofas landet und weitere Abenteuer mitbringt. Immerhin findet sie ja auch immer wieder Einzug in andere Formate. Sie wird niemals vergessen und auch nicht die Tragweite, die sie einmal hätte spielen können, als Machwerk, welches sich mit „Star Trek“ oder dem „Krieg der Sterne“ hätte Messen können. Serien, welche „Firefly“ wieder auf den Schirm rufen sind unter anderem: „The Big Bang Theory“, in welcher gesagt wird, dass Sheldon Cooper (Jim Parsons) bei FOX angerufen haben soll und diese angefleht habe „Firefly“ nicht einzustellen. Weitere Erwähnungen gelten ansonsten der Serie „Community“, in welcher gegen die unverständliche Einstellung der Serie protestiert wird oder auch „Castle“. Dort packt Nathon Fillian das alte Kostüm wieder aus und nutzt es an Halloween, um als Space Cowboy aufzutreten. Hier wird doch besonders deutlich, was für einen wichtigen Stellenwert diese Serie mittlerweile in der Popkultur einnimmt und in diesem Sinne:

„If one of us dies we stage it to look like a suicide caused by the unjust cancellation of Firefly.“ (Community)

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